Das Programm der Senatswahlen 2022
Universität Wien
1. Transparenz, Vielfalt und Demokratie
Demokratie lebt von Alternativen, Meinungsvielfalt, respektvoller Debatte, Integration, Transparenz und Wandel. Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, transparente Kommunikation und offene Debatte zu ermöglichen, nicht nur innerhalb des Senats, sondern insbesondere auch disziplinenübergreifend mit den Professor*innenkurien der verschiedenen Fakultäten.
Wir sind für ein regelmäßiges Gespräch mit den Kuriensprecher*innen in jeder Senatswoche eingetreten und haben das Gespräch und Berichte aktiv in Fakultäten und Zentren hineingetragen. Es ist uns auch weiterhin ein Anliegen, das Verständnis des Senats als Parlament der Universität zu kommunizieren und dieses Gremium als demokratisch gewähltes und agierendes wahrzunehmen. Daher freuen wir uns über alle Interessent*innen an unserer Liste, die im Sinne einer transparenten Kommunikationskultur mitarbeiten wollen.
Weiters empfinden wir die offene Debatte von Teilnehmer*innen aus mehr als einer Senatsliste als wertvoll und essenziell für Diskussions- und Entscheidungsprozesse im Senat; erst eine ergebnisoffene Diskussionskultur ermöglicht vielperspektivische Meinungsfindungsprozesse und zukunftsorientierte Lösungen.
2. Ökologische Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind eine zentrale Herausforderung der Gegenwart und Zukunft, der sich auch unsere Universität stellen muss. UNIVIT ist es maßgeblich zu verdanken, dass eines der wichtigsten Themen, die die Unilandschaften global beschäftigen, endlich auch intensiven Eingang in die Diskussionen und Planungen an der Uni Wien gefunden hat. Die ökologische Nachhaltigkeit ist durch unsere Liste initial in den Senat und letztendlich in die gesamtstrategische Planung der Universität gebracht worden, u.a. in den Entwicklungsplan. Ermöglicht wurde dies durch unsere enge Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus der Nachhaltigkeits-AG und dem Biodiversitätsrat sowie Studierenden der Fridays-for-Future Bewegung. Nicht zuletzt aufgrund dieses breiten Inputs unserer Senatsliste, hat sich nicht nur das Rektorat, sondern der gesamte Universitätsbetrieb in Lehre und Forschung zunehmend dieses wichtigen Themas angenommen. Mittlerweile wurde ein engmaschiges und ehrgeiziges Nachhaltigkeitskonzept durch das Rektorat verabschiedet, ein Nachhaltigkeitsbeirat eingesetzt und eine gesamtuniversitäre Nachhaltigkeits-Koordinatorin bestellt. Damit sind erste Strukturen geschaffen, aber es bleibt noch viel zu tun.
3. Frauenförderung
Frauen sind nach wie vor in vielen Bereichen des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Lebens unterrepräsentiert. Trotz der wichtigen bereits bestehenden Frauenförderungsprogramme besteht in vielen Instituten ein großer Nachholbedarf, insbesondere bei der Besetzung von Professuren in Daueranstellung, aber auch auf anderen Ebenen. Um außergewöhnliches Engagement für die Universität zu würdigen, kann der Rektor mit Zustimmung des Senats Ehrensenator*innen und Ehrenbürger*innen vorschlagen. Nie kam bislang einer Frau diese Ehre zuteil. Erstmalig in der Geschichte der Universität Wien wurde in dieser Funktionsperiode eine Senatskommission hierzu eingerichtet und es wurden letztendlich gleich drei Frauen als Ehrensenatorinnen und eine Ehrenbürgerin vom Senat und Rektorat vorgeschlagen und ernannt. Dies geschah letztendlich initial aufgrund des Hinweises aus der UNIVIT-Liste, dass in der Geschichte dieser Universität noch nie eine Frau eine solche Ehrung erhalten hat, obwohl viele exzellente Kandidatinnen eine solche Auszeichnung verdient hätten.
4. Nachwuchsförderung – Tenure Track Verfahren
Für die Gewinnung und Förderung begabter Nachwuchswissenschaftler*innen ist die Qualität entsprechender Berufungsverfahren von entscheidender Bedeutung. Kolleg*innen verschiedener Fakultäten und Zentren sprachen uns wiederholt kritisch auf das Tenure-Track Verfahren der Universität an (z.B. bzgl. Zusammensetzung der Panels, Begleitung der Tenure-Track Kolleg*innen, Weg zum Tenure). Wir haben daraufhin dieses Thema im Senat aufgegriffen und gemeinsam mit anderen Senatsmitgliedern eine AG gegründet, die veränderungsbedürftige Verfahrensschritte gesammelt und diskutiert hat. Im Diskurs mit dem gesamten Senat sowie dem Rektorat wurden einzelne Punkte des Verfahrens vorgebracht und erste Veränderungen eingeleitet, wie z.B. eine Panelbesetzung anhand von transparenten Kriterien und stärkere Einbeziehung der Studierenden und des Aspekts der Lehre. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, bleibt uns aber weiterhin ein sehr wichtiges Anliegen, da die Qualität und Transparenz der Kandidat*innenauswahl im Tenure Track Verfahren zentral für die zukünftige Qualität in Lehre und Forschung der gesamten Universität sind.
5. Verpflichtung auf die Idee einer engagierten Universität
Universitäten haben die Kompetenzen und die Verpflichtung, Zukunft aktiv mitgestalten zu können. Wir stehen für eine Universität, die sich nicht scheut, zu gesellschaftlichen, zeitgeschichtlichen und gesundheitspolitischen Fragen Stellung zu beziehen – gerade in Zeiten der Klimakrise, der Globalisierung und der zunehmenden Mobilität, aber auch in Bezug auf die jetzige gesundheitspolitische Situation. Die Größe und wissenschaftliche Breite der Uni Wien bietet viele Möglichkeiten, große Themen aufzugreifen.
Wir haben als UNIVIT-Liste dezidiert versucht, Stellung zu gesellschaftlichen, zeitgeschichtlichen und gesundheitspolitischen Fragen zu beziehen sowie uns in den gesellschaftlichen und politischen Diskurs einzubringen, da, wo unsere wissenschaftliche Kompetenz relevant ist.
Blick in die Zukunft:
A) Förderung der Anliegen aller Kolleg*innen durch den Ausbau partizipativer Prozesse
Mitglieder der UNIVIT-Senatsliste sehen sich als demokratisch gewählte Vertretung der gesamten Professor*innenschaft und sehen es als eine hohe Priorität an, die Anliegen aller Kolleg*innen aufzunehmen und zu vertreten, sowohl in Forschung, Lehre, Administration als auch der Nachwuchsförderung. Dafür werden wir auch weiterhin eintreten.
Wir sind überzeugt, dass auch die Interaktion mit allen Interessensgruppen einer Verbesserung bedarf und die Universität in der Qualität von Lehre und Forschung stärkt. Dies wurde uns insbesondere auch im bisherigen Engagement zur ökologischen Nachhaltigkeit und der thematisch zugehörigen Lehre sehr deutlich. Viele der gesetzten Aktivitäten, unsere Universität nachhaltiger zu gestalten und den gesellschaftspolitischen Diskurs nach innen und außen zu fördern, stammen von Mitarbeiter*innen aus einzelnen Arbeitsgruppen und Fakultäten und waren nicht top down organisiert (z.B. greenlabsaustria.at, climate group at Max Perutz Labs).
Der zukünftige Ausbau partizipativer Gremien und Prozesse sollte auch verstärkt die nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, den Mittelbau und die Studierenden einbeziehen. Solche Strukturen werden besonders auch Professor*innen unterstützen, die in inter- und transdisziplinären Kontexten arbeiten (z.B. Lehrer*innenbildung, Vienna Doctoral Schools).
B) Nachwuchsförderung und Weiterentwicklung hin zu einer führenden Universität Europas
Wir stehen zu dem Ziel, die Universität Wien in Forschung und Lehre weiterhin zu einer führenden Universität Europas zu machen. Dazu gehört auch eine konsequente Förderung der Karrieren exzellenter junger Wissenschaftler*innen. Unser Engagement im Bereich der kombinierten Master/PhD-Programme oder der neu strukturierten PhD-Programme, ebenso wie bei der Etablierung eines verbesserten Tenure Track Verfahrens oder des Prozederes der §99-Professuren wird daher für uns sehr relevant bleiben.
C) Interdisziplinäre, uni-interne Vernetzung
Unser Engagement im Senat hat nicht nur Einsatz und Diskussion bedeutet. Es hat uns auch große Freude gemacht, die thematische Vielfalt und Breite an unserer großen Universität zu sehen und neue Begegnungen zu erfahren. Durch die fakultätsübergreifende Arbeit im Senat ist uns die Universität nicht nur vertrauter, sondern sie ist uns auch persönlich zu einer Inspirationsquelle für die eigene Forschung, Lehre, und für neue Organisationsstrukturen geworden. Wir sind daher überzeugt, dass durch neue Kommunikationsstrukturen, die eine uni-interne Vernetzung fördern, das Potenzial, das in der disziplinären Breite und Diversität dieser Universität liegt, noch viel besser ausgeschöpft werden kann. Daher möchten wir vermehrt Gelegenheiten für Begegnungen fördern.